Die Liste an ehemaligen Angestellten des KFC Uerdingen, die auf ausstehende Gehälter und Prämien warten, ist lang. Gegenüber dieser Redaktion haben sich bereits mehrere Betroffene beschwert. Aufstiegstrainer Levan Kenia etwa.
Nach RevierSport-Informationen haben bis zu sieben Aufstiegsspieler der Saison 2023/2024 plus Coach Kenia keine Juni-Gehälter, die normalerweise am 15. Juli 2024 hätten überwiesen werden müssen, und auch keine Aufstiegsprämien - die Höhe dieser ist von Fall zu Fall unterschiedlich - erhalten.
Jetzt hat RevierSport Einsicht in einen internen Beschluss erhalten, bei dem es um die Priorisierung von Mitarbeitern bei Gehaltszahlungen geht. Dieser datiert vom 18. März 2024. Damals bestand der Vorstand des KFC Uerdingen aus drei Personen: Andreas Scholten, Bernd Limberg und Sebastian Thißen.
Der Vorstand stimmte darüber ab, ob zwischen allen Personen, die Gehaltsansprüche haben und entsprechend bezahlt werden müssen, unterschieden werden soll. Konkret steht in dem Beschluss, den diese Redaktion kennt und der mit "Prioritäten bei Gehaltszahlungen" überschrieben ist, dass freigestellte Mitarbeiter die niedrigste Priorität bei Gehaltszahlungen haben. Nicht-freigestellte Mitarbeiter dagegen haben "stets die höchste Priorität". Als Autor des Beschlusses ist Andreas Scholten vermerkt.
Das damalige Vorstandstrio stimmte digital über das Vorgehen ab, Ergebnis: Thißen und Scholten votierten mit "ja", Limberg mit "nein". Kurzum bedeutet das: Die zum jeweiligen Zeitpunkt aktiv für den KFC arbeitenden Personen sollen vorrangig bezahlt werden.
KFC Uerdingen: Scholten und Thißen nehmen Stellung
RevierSport konfrontierte alle drei damaligen Vorstände mit den Erkenntnissen. Das Duo Scholten/Thißen, das auch aktuell im Vorstand sitzt, meldete sich in einer gemeinsamen Stellungnahme an diese Redaktion zurück. Dass dieser Beschluss existiert und dass die Abstimmung wie von der Redaktion berichtet stattgefunden und entsprechend ausgegangen ist, dementieren sie nicht.
"Damals wurden Überlegungen notwendig, generell Zahlungsvorgaben zu formulieren, da ein einzelnes Vorstandsmitglied unabgestimmt Zahlungen vorgenommen hatte", lassen Scholten und Thißen verlauten. In welchem Zusammenhang das mit der Priorisierung von Mitarbeitern bei Gehaltszahlungen steht, lassen sie offen.
Thißen und Scholten verweisen darauf, dass der Beschluss den Status "Entscheidung anstehend" nie überschritten habe und somit auch nie in Kraft getreten sei. Der Status "Entscheidung anstehend" steht nach RS-Infos tatsächlich auf dem Dokument vom 18. März.
Scholten und Thißen erklären abschließend: "Da auch mittlerweile eine neue Vorstandskonstellation vorliegt, besteht kein Zusammenhang zwischen der derzeitigen und damaligen Situation. Diese haben nichts miteinander zu tun."
KFC Uerdingen: Priorisierung bei Gehaltszahlungen findet augenscheinlich statt
Mittlerweile besteht der Vorstand neben Thißen und Scholten – Limberg ist im Sommer ausgeschieden - auch noch aus dem ersten Vorsitzenden Thomas Platzer und Adalet Güner. Selbst wenn der Beschluss, der damals gefasst wurde, nicht in Kraft getreten sein oder keine Gültigkeit mehr besitzen sollte, wird die beschriebene Praxis offenbar angewendet. RevierSport weiß in verschiedenen Fällen, dass längst fällige Gehälter nicht bezahlt worden sind. Demgegenüber wissen wir, dass die aktuelle Mannschaft bisher alle fälligen Zahlungen erhalten hat.
Einer der größten Leidtragenden, der sich öffentlich an diese Redaktion gewendet hat, ist Ex-Trainer Marcus John. Er steht beim KFC Uerdingen noch bis zum Sommer 2025 unter Vertrag - und das seit dem Aufstieg auch noch zu verbesserten Konditionen. Im Februar 2024 war er allerdings freigestellt worden. RevierSport weiß jedoch: John wartet seit April dieses Jahres auf Gehaltszahlungen. Er zog deswegen sogar schon vor Gericht.
Auch eine dreizehnköpfige Gruppe aus ehemaligen und aktiven Mitarbeitern, deren Namen dieser Redaktion bekannt sind, hat genug. Nachdem ein Brief an den Vorstand keine Reaktion hervorgerufen hat, wurde der KFC nach RevierSport-Infos wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung angezeigt.
In dem gesamten Geflecht darf auch die Rolle des Verwaltungsrates hinterfragt werden. Der hat unter anderem die Aufgabe, die Wahrnehmung der Vereinsaufgaben durch den Vorstand zu kontrollieren. Wozu auch die Zahlung ausstehender Gehälter gehört.
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